Er ist fett. Er ist hässlich. Er ist der gefragteste Mann Hollywoods. Harvey Weinstein,
Filmproduzent. 2017 endet seine Karriere. Seine sexuellen Übergriffe gegenüber Frauen werden
publik. Ein Aufschrei internationalen Ausmaßes erfasst die sozialen Netzwerke: #metoo!
In #meharvey führt Weinstein als Conférencier durch eine Gala, die zugleich ein Testscreening
für einen Film über sein Leben ist. Er ist darauf aus, aus seinem Skandal Profit zu schlagen, sieht
sich selbst als Opfer, dargebracht auf dem „Hochaltar der Hysterie“ eines neuen Feminismus. Der
moralische Misserfolg muss in einen kommerziellen Erfolg umgewandelt werden. Den von ihm
geschädigten Frauen ruft er zu: „Aufstehen, Krönchen richten, weitermachen!“
#meharvey: Ein Spiel um Macht / Sex / Gewalt. „Das sind die Zutaten aus denen Traumata
gemacht werden. Das sind aber auch die Zutaten, aus denen Filme gemacht werden.“
#meharvey fragt: Wo beginnt die geistige Mittäterschaft des Publikums? Wie steht es um das
Verhältnis Künstler / Werk bzw. Produzent / Rezipient? Darf man sich noch von Weinstein
produzierte Filme ansehen? Opfer-, Täterperspektiven werden umgekehrt, „pervertiert“, frische
Wunden aufgerissen, multi-perspektivisch untersucht. Ein Stück ohne Denkverbote und ein Test
in Sachen Belastbarkeit für das Publikum: wie viel Zynismus verträgt der Zuschauer?
Im Februar 2020 wird Harvey Weinstein von einem New Yorker Gericht schuldig gesprochen.
Näher dran am Zeitgeschehen geht nicht.